Die Linotype-Setzmaschine

Die Linotype-Maschine war ein revolutionäres mechanisches Setzgerät, das in der Geschichte der Herstellung und der Veröffentlichung von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern eine bedeutende Rolle spielte. Die von dem deutsch-amerikanischen Erfinder Ottmar Mergenthaler entwickelte Linotype-Maschine wurde erstmals 1886 kommerziell genutzt. Sie blieb bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, als Foto- und Digitaldruck die Oberhand gewannen, eine Schlüsseltechnologie in der Druckindustrie.

Der Name der Maschine kommt von ihrer Fähigkeit, eine ganze Druckzeile (line of types) auf einmal zu produzieren.

Sie stellte eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem bisherigen Industriestandard des manuellen Setzens einzelner Buchstaben dar, der seit den Tagen Johannes Gutenbergs verwendet wurde.

Die Linotype-Maschine ermöglichte ein wesentlich schnelleres Setzen als zuvor. Mit ihr konnten nun bis zu 6.000 Zeichen pro Stunde verarbeitet werden. Bei späteren Modellen waren durch den Einsatz der Lochstreifentechnik sogar bis zu 25.000 Zeichen pro Stunde möglich.

Funktionsweise: Der Setzer gibt die Buchstaben über eine Tastatur ein. Die entsprechenden Matrizen werden dann automatisch aus dem Magazin der Maschine entnommen und zu einer Zeile angeordnet. Mit flüssigem Blei wird dann eine Druckzeile erzeugt, die in das Seitenraster eingesetzt wird. Nach Abschluss des Druckvorgangs werden die Druckzeilen wieder eingeschmolzen und die Matrizen in das Magazin zurückgelegt.

Ottmar Mergenthaler
Ottmar Mergenthaler (1854–1899), der Erfinder der Linotype-Maschine
Linotype machine
Linotype-Maschine aus dem späten 19. Jahrhundert

Die Linotype-Maschine trat ihren Siegeszug um die Welt an und trug dazu bei, die ständig steigende Nachfrage nach Druckerzeugnissen zu befriedigen. Produziert wurden die Maschinen nicht nur in den USA, sondern auch in Niederlassungen in Großbritannien und Deutschland. Schon nach wenigen Jahrzehnten führte der große Erfolg zu Konkurrenzprodukten („Intertype“ und „Linograph“), die sich weitgehend der ursprünglichen Linotype-Technologie bedienten.

Im Laufe der Zeit wurden die Linotype-Maschinen kontinuierlich verbessert, z. B. wurden zusätzliche Schriftarten und -größen eingeführt und neue Zeichensätze für den internationalen Gebrauch (Kyrillisch, Arabisch usw.) entwickelt.

Das Ende der Linotype-Ära kam erst in den 1970er-Jahren, als der Fotosatz die inzwischen veraltete Technologie rasch ablöste.

In den folgenden Jahrzehnten machten Computertechnologien das Setzen schneller und bequemer. Seit den 2010er-Jahren ist sogar ein vollautomatischer Textsatz möglich, der von der Firma DocAlign entwickelt wurde. Textvorlagen aller Art werden per Knopfdruck (with the push of a button) in druckfertige Dokumente und andere digitale Ausgabeformate transformiert.

Technischer Ablauf des Linotype-Satzprozesses

Matrizen und Satzstock

Wenn eine Taste gedrückt wird, fällt eine Messingmatrize für diesen Buchstaben oder dieses Zeichen in einen Setzstock. Die Matrizen sind kleine Metallplättchen, in die jeweils ein Buchstabe in bestimmten einer Schriftart, und in einer bestimmten Schriftgröße eingeprägt ist.

Magazine

Das Magazin ist ein flacher Kasten mit vertikalen Trennwänden in denen die Matrizen lagern. Wenn die Tastatur bedient wird, fällt die entsprechende Matrize durch einen Kanal in den Satzstock. Es verschiedene Magazine für Schriftart und -größe, die bei Bedarf eingelegt werden.

Tastatur

Durch Bedienung der Tastatur werden die Matrizen in den Satzstock geleitet. Bei der Linotype-Tastatur haben haben Groß- und Kleinbuchstaben jeweils eigene Tasten.

Zeilenguss

Geschmolzenes Metall, in der Regel eine Legierung aus Blei, Antimon und Zinn, wurde in die Form gespritzt, die durch die zusammengesetzten Matrizen entstanden ist.

Druckseitenmontage

Sobald das Metall erstarrt ist, bildet es eine feste Schriftzeile.

Die Metallzeilen werden dann zur fertigen Druckseite montiert.

Rückführung der Matrizen

Nach dem Gießen der Satzzeile werden die Matrizen automatischen wieder an den jeweils richtigen Platz im Magazin befördert.

Diese automatische Rückführung der Matrizen hatte es vor Einführung der Linotype-Maschine noch nicht gegeben.

Die Metallzeilen werden nach dem Druck wieder eingeschmolzen.